
Kunststoffkomponenten fürs Auto – aus OWL
- Gerald Scheffels
- 29.03.2025
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Zugegeben: Als Zentrum der Automobilproduktion kann Ostwestfalen-Lippe (OWL) nicht gelten. Miele hat in Gütersloh Autos produziert, ja, aber nur wenige (134 Stück) und vor mehr als hundert Jahren (1912 bis 1914). Erfolgreicher waren die Dürkoppwerke in Bielefeld, die sich von 1894 (d.h. sehr früh) bis 1927 im Automobilbau betätigten. Und von 2006 bis 2012 entstand in Delbrück der Sportwagen Artega GT in kleiner Stückzahl.
Aber dieses Bild ist nicht vollständig. Bei marktführenden Zulieferern sieht es anders aus. Sie sind in OWL und Umgebung sehr aktiv – zum Beispiel Benteler (Paderborn, 20.700 Mitarbeiter weltweit), Böllhoff (Bielefeld, 3.400 Mitarbeiter), Hella (Lippstadt 37.700 Mitarbeiter) und die Möller Group (Bielefeld, 2.100 Mitarbeiter). Sie sind typische „First Tier“, d.h. sie stehen ganz vorn in der Zulieferpyramide der Fahrzeugindustrie, die auch Landmaschinen und Sonderfahrzeuge einschließt. Und jeder von ihnen braucht zahlreiche Second Tier und Third Tier – auch aus der Kunststoffindustrie. Schließlich sind in jedem Auto rund 150 bis 200 kg (ganz unterschiedliche) Kunststoffe verbaut.
Eben diese Spezialisten der Kunststofftechnik präsentieren sich auf der ersten KPA in Bad Salzuflen. Sie produzieren – zum Beispiel – motornahe Bauteile, die tmeperaturfest und ölbeständig sind. Oder sie beliefern die Interieur-Hersteller mit Blenden oder Zierteilen in höchster Oberflächenqualität. Für die immer zahlreicher werdenden Steuerungen und Sensoren – vom Reifendrucksensor bis zum Radar- und Lidarsystem – fertigen sie kundenspezifische Gehäuse. Und sie beherrschen auch komplexere Verarbeitungstechnologien wie z.B. Mehrkomponenten-Spritzguss, Hinterschäumen, Kaschieren, Umspritzen von Metallelementen und Integrieren von Sensorelementen und Leiterbahnen in die Bauteile.
Wo sollten sich Einkäufer und Konstrukteure aus der Automobilindustrie (einschließlich ihrer Zulieferer) umschauen, wenn sie die KPA in Bad Salzuflen besuchen? Hier einige Vorschläg von Ausstellern, die bereits intensiv mit der Autoindustrie zusammenarbeiten – von 1A bis Z: 1A Leibe* (Spritzguss), 3 A Composites (extrudierte Leichtbauteile), Baumgarten automotive technics (duroplastische Bauteile), JuHa (Spritzguss und Formenbau), Kegelmann (Protoypen und Kleinserien), MöllerFlex (flexible Kunststoffteile), OKE (Spritzguss), RSH Polymere (Regranulate), Speedpart (3D-Druck), Stükerjürgen (Spritzguss, Extrusion) und Zimmer (Metallpulver-Spritzguss/ MIM).
Besucher aus der Automobilindustrie sollten in jedem Fall auch die zeitgleich stattfindende KUTENO besuchen. Während die KPA-Aussteller beispielhafte Produkte vorstellen, die sie für die Automobilindustrie fertigen, stellen auf der KUTENO u.a. die Maschinenhersteller aus und zeigen, was neue Generationen z.B. von Spritzgießmaschinen leisten und welche Zusatztechnologien sie beherrschen. Hier erhalten die Besucher Einblicke in die (nahe) Zukunft der Kunststoffverarbeitung. Und solche Einblicke können gerade in der Automobilindustrie, die sich aus vielerlei Gründen im Umbruch befindet, wichtige Erkenntnisse für die Weiterentwicklung und Ausrichten des eigenen Unternehmens vermitteln.