
Kunststoff als nachwachsende Ressource
- Gerald Scheffels
- 14.01.2025
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Es muss nicht immer Erdöl sein. Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen gibt es nicht erst seit gestern und sie eignen sich nicht nur für vergleichsweise anspruchslose Anwendungen. Selbst Bauteile für Schneeketten, für hochwertige Auto-Scheibenbremsen oder für Industrie-Antriebe (Distanzelemente von Kugelgewindetrieben) werden im Spritzgussverfahren z.B. auf Basis von Lignin, Polymilchsäure, Flachs und Rizinusöl hergestellt.
Der Vorteil von Produkten aus bio-basierten Kunststoffe ist eindeutig: Sie tragen nicht oder nur unwesentlich zum CO2-Fußabdruck des Produkte bei. Im besten fall sind sie zu 100 Prozent CO2 neutral, weil die bei der Produktion entstehende Menge an CO2 derjenigen CO2-Menge entspricht, die beim Wachstum der Pflanze verbraucht wird.
Das hilft den Anwendern auf dem Weg in Richtung „Netto Null“. Den Spritzgießern bringt es Vorteile, weil sie ihre Kunden auf diesem Weg begleiten können. Und sie sammeln Erfahrung in einem Markt, der zurzeit noch eine Nische ist, aber Zukunft hat, weil er Jahr für Jahr um etwa 10% wächst.
Wie der Stand der Dinge ist, was mit bio-basierten Kunststoffen schon geht und künftig gehen wird und wo es Einschränkungen gibt – das können sowohl die Hersteller und Verarbeiter als auch die Anwender von Kunststoffprodukten ganz umfassend und effizient auf der KPA in Ulm erfahren.
Drei konkrete Beispiele: Exipnos hat mit BioCelain ein bio-basiertes PBS-Compound für Outdoor-Anwendungen entwickelt, das sich u.a. zur Herstellung von Pflanztöpfen eignet. Der Werkstoff wird nicht nur auf den Messestand, sondern auch im Vortragsprogramm (25.2., 10.30 Uhr) vorgestellt. WIS Kunststoffe hatbio-basierte Kunststoffe u.a. mit Holz-, Flachs- und Zellolosefasern im Programm (der Vortrag hierzu: 25.2., 11.20 Uhr). Und mit Tecnaro präsentiert sich ein Biokunststoff-Pionier, der aus dem Fraunhofer Institut Chemische Technologie (ICT) hervorgegangen ist und klimafreundliche, CO2-neutrale Biokunststoffgranulate auf Basis nachwachsender Rohstoffe (Lignin mit Beimischungen von Naturfasern wie Hanf und Flachs) entwickelt und produziert. Entsprechende Produkte werden in Ulm gezeigt. Zum Portfolio von Tecnaro gehören Mehrweg-Kaffeebecher sowie die eingangs erwähnten Bauteile für Kfz-Scheibenbremsen und Schneeketten. Die Bio-Werkstoffe eignen sich u.a. für den Spritzguss, aber auch für das Extrudieren, Pressen, Tiefziehen und Blasformen.
Aktuelle Neuentwicklungen bei biobasierten Polymeren adressieren die Kritik, dass einige nachwachsende Ressourcen Ackerflächen beanspruchen. Das trifft nicht für das erwähnte Lignin (aus Holz) zu, ebensowenig für den Papierspritzguss, der bereits für die Produktion von Verpackungen genutzt wird und für Polymere, die aus Algen oder organischen Abfällen (z.B. von Brauereien) hergestellt werden. Die Branche spricht darüber – auch auf der KPA.