
Rezyklate: Der Kreis wird geschlossen
- Gerald Scheffels
- 13.01.2025
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Die Kunststoffindustrie ist auf dem Weg in die Kreislaufwirtschaft. Dabei gibt es große Fortschritte: Die Recyclingquote in zentralen Anwendungsbereichen wächst beständig. Aber es gibt auch Anlass zur Sorge. Denn 2023 ging nicht nur die Menge des in Europa produzierten Kunststoffs als Neuware zurück, sondern auch die Menge der Rezyklate.
Zunächst die guten Nachrichten. Bei haushaltsnahen Kunststoffverpackungen liegt die Recycling- oder Mehrwegfähigkeit – sie schließt den Kreis in der Kunststoffwirtschaft – schon bei beachtlichen 82%. Die nicht recyclingfähige Verpackungsmenge ist seit 2016 signifikant geunken – von 521.000 auf 355.000 Tonnen, und das trotz strengerer Bewertungskriterien.
Auch die Automobilindustrie vermeldet Erfolge – obwohl die Anforderungen an die Eigenschaften und die Lebensdauer an Kunststoffe hier deutlich höher sind als in der Verpackungsindustrie. Viele Innenraummaterialien werden schon aus Rezyklaten gefertigt. Selbst technische Funktionsteile lassen sich aus Post-Consumer-Rezyklaten (PCR) herstellen. So macht es Pöppelmann mit dem Halter für den Soundgenerator eines Elektrofahrzeugs. Die Materialien dafür stammen aus dem Gelben Sack und der Gelben Tonne. Nach der Reinigung und Aufbereitung wird der Kreislauf-Kunststoff mit Additiven und Glafasern angereichert, Resultat ist ein serientaugliches PP GF30.
Ein weiteres positives Beispiel: Jaguar Land Rover (JLR) schließt den Kreislauf beim Polyurethan-Sitzschaum aus seinen Altfahrzeugen. In einem Projekt mit Dow und dem Sitzhersteller Adient hat JLR die Voraussetzungen dafür geachaffen, dass das PU wiederverwendet werden kann. Seit Anfang 2025 wird das Material in der Produktion von Vorserienfahrzeugen getestet.
Nun zu den weniger guten Nachrichten. Bei vielen technischen Teilen ist ein mechanisches bzw. werkstoffliches Recycling nicht in Sichtweite, weil sie in Mischbauweise aus verschiedenen Kunststoffen hergestellt werden. Gerade die (teuren) technischen Kunststoffe bleiben daher zunächst oft außen vor, wenn der Kreislauf geschlossen werden soll.
Problematisch ist auch, dass die Kunststoffproduktion in der EU sinkt – um 8,4% von 2022 zu 2023. Der Gesamtkreislauf in Europa wird also kleiner – mit der Foge, dass die Produktion von mechanisch recycelten Kunststofffen auf Basis von Post-Consumer-Abfällen um 7,8% gesunken ist.
Kreislaufwirtschaft auf der KPA Ulm: Lösungen, Experten und neue Werkstoffe
Ob sich dieser Trend umkehren lässt, wird man sehen. So oder so bleibt das Thema Kreislaufwirtschaft spannend. Diskutiert wird es deshalb intensiv auf der KPA in Ulm (25.-26. Februar 2026) – sowohl im Vortragsprogramm als auch auf der Ausstellungsfläche. Spezialisierte Unternehmen wie Exipnos, Lohner, MKV, Palplast, Pro Plast, ScheZe und Sysplast stellen ihre Entwicklungen und Lösungen für die Kreislaufwirtschaft in der Kunststoffindustrie vor. Im Zentrum stehen neue Werkstoffe und Produkte, die aus Rezyklaten gefertigt werden. Hier erhält der Besucher Informationen aus erster Hand – und er kann Konkakte zu Experten für die Kreislaufwirtschaft knüpfen.